Unser Café wurde im Jahr 1937 von meinem Großvater Gustav Haug eröffnet und erhielt von ihm den Namen Mohrenköpfle. In einer Zeit, in der man z. B. Schokoküsse noch unter dem Begriff „Mohrenkopf“ kaufte oder in der die weltbekannte Schokoladenmarke Sarotti in der Berliner Mohrenstraße residierte und aus dieser Adresse das immer noch verwendete Sarotti Firmenlogo ableitete.
Wie auch heute viele Cafés eine Art Haustorte haben, die bei der Kundschaft als Markenzeichen gilt, war das auch bei meinem Großvater. So wie unsere Ratsherrentorte heutzutage nicht in der Auslage fehlen darf, so war bei der Eglosheimer Bevölkerung der damaligen Zeit „Adameks Mohrenköpfle“ (ein mit frischer Sahne gefülltes Biskuitgebäck) der Renner. Der Name Mohrenköpfle bezieht sich auf das mit Schokolade überzogene Oberteil, dieser noch immer bei unseren Kunden beliebten Backware.
Wäre ich heute in der Situation meines Vorfahren und würde ein Café gründen, wäre der Name ohne Frage ein anderer. Er würde den heutigen Zeitgeist ausdrücken und stünde vielleicht auch Jahrzehnte später in der Kritik. Außerdem sind wir der Meinung das Begriffe erst dann sterben, wenn sie niemand mehr gebraucht. Bedenklich hingegen ist, das der Begriff „rassistisch“ geradezu inflationär verwendet wird. Wenn gar Süßspeisen rassistisch sein können, dann ist alles und nichts rassistisch. Das ist kein Fortschritt im Kampf gegen Rassismus, sondern ein Rückschritt. Erstens ändert Sprachkosmetik nichts an den realen Verhältnissen. Und zweitens besteht das Problem der Namensänderung ganz grundsätzlich darin, das der Kampf für eine angeblich politisch korrekte Sprache nie ein Ende finden wird. Es werden sich immer neue Begriffe finden, von denen sich jemand verletzt fühlt oder von denen jemand glaubt, jemand könnte sich verletzt fühlen. Der sprachliche Ausdruck bedarf des Verstands des Einzelnen, nicht des Verbots von Wörtern. Sonst erwartet uns eine genormte und gehemmte Sprache ohne individuelle Ausdrucksmöglichkeit, in der sich nur noch wenige Menschen korrekt unterhalten können.
Wir sehen uns derzeit mit einer solchen Kritik konfrontiert. Im Kreise der Familie, mit Freunden und Stammkunden haben wir uns damit detailliert auseinandergesetzt. Wir sind überzeugt davon, dass mit purem Aktionismus niemandem gedient ist. Den Namen unseres Traditionshauses heute zu ändern, ist ein Unterfangen, welches wir als kleines Familienunternehmen nicht bewältigen können und welches wir nicht als zielführend betrachten. Wenn ich alleine an die Druckwaren mit unserem Namen und Logo, an alle Einträge in Suchmaschinen und digitalen Medien denke, wird klar, dass dies keine Option darstellen kann. Aber auch grundsätzlich kann das nicht der richtige Weg sein.
Nicht der Name unseres Cafés stellt dar, welcher Art unser Denken und Handeln ist. Sondern damit, wie wir unseren Kundinnen und Kunden, unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern oder unseren Lieferanten gegenübertreten, zeigen wir täglich aufs neue, dass wir als Familie und als Unternehmer allen Menschen auf Augenhöhe und mit größter Wertschätzung begegnen. Unabhängig von Herkunft, religiöser Gesinnung, sexueller Orientierung oder Hautfarbe. Wir stehen jeden Tag auf, um Menschen mit unseren Leckereien ein Stückchen glücklicher zu machen und ihnen den Alltag zu versüßen. Dafür möchten wir mit unserem Namen stehen. Sowohl mit dem Namen Mohrenköpfle, als auch mit dem Namen Adamek.
Mit freundlichen Grüßen,
Jörg Adamek und Team